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Eine Volkswirtschaft stellt Fragen

Banken sind nicht mehr kreditwürdig. Das wäre das Resümee aus den bisher veröffentlichten Berichten und Pressemitteilungen. Wäre da nicht die Hochstufung im Ranking z. B. der Deutschen Bank aus dem Jahre 2007.

So sah die Pressemeldung im September 2007 aus:

Standard & Poor’s Ratings Services hat heute das Langfrist-Rating der Deutsche Bank AG (XETRA: DBKGn.DE / NYSE: DB) und verschiedener Konzerngesellschaften auf ‚AA‘ von ‚AA-‚ angehoben. Der Ausblick ist stabil…..

Demnach wäre in diesem Falle die Deutsche Bank hochliquide. Interpretieren könnte man diese Meldung als versuchte Anlegertäuschung. Denn in einer Pressemitteilung aus dem Jahre 2002 des Manager-Magazins lesen wir:

Langfrist-Rating auf „AA-“ gesenkt

Fitch senkt den Daumen. Unter den hohen Kosten der Restrukturierung leidet die Kreditwürdigkeit.

London – Die Ratingagentur Fitch hat am Montag das Langfrist-Rating der Deutschen Bank Chart zeigen auf „AA-“ von zuvor „AA“ gesenkt. Wie die Londoner Agentur weiter mitteilte, wurde der Ausblick nach der Ratingänderung wieder auf stabil korrigiert. Zugleich bestätigte Fitch die Kurzfristeinstufung „F1+“. Zur Begründung der Abstufung wurde auf „schwache Ergebnisse“ und hohe Restrukturierungskosten verwiesen. Mit ihrer Einstufung bewerten die Experten die Zahlungsmoral der Bank aber weiterhin als sehr hoch.

Alles klar? Und hier finden Sie die in der Finanzwirtschaft gültige Einstufung der zwei wichtigsten Rating-Agenturen. Zudem dürfen Sie sich an einem herrlichen Rechtschreibfehler erfreuen. Schauen Sie in der Tabelle auf den Punkt: Baa2

Rating-Tabelle

Ebenso erstaunlich ist die journalistische Berichterstattung. Selten liest man kritisches Hinterfragen nach den Ursachen, auch wenn diese für Sachkundige auf der Hand liegen. Selbst bekannte Finanzzeitungen schauen nicht genau hin, sondern blasen alle in das gleiche Mitleidshorn.

Nach dem jetzigen Wissensstand wären alle Banken nicht mehr kreditwürdig. Ihnen fehlt die Liquidität, welche sie von ihren Kunden selbst fordert. Apropo Liquidität. Die Vergütung von Vorständen wird oftmals erfolgsbasierend berechnet. Da wundert es nicht, das die Deutsche Bank einen Verlust von 4 Mrd. Euro ausweist (als Bemessungsgrundlage 2008). Erscheint im nächsten Jahr ein dickes plus in der Bilanz (Bemessungsgrundlage 2009), wird dies als Erfolg dem Vorstand zugeschrieben. Hiervon werden, je nach Vertragsgestaltung, prozentuale Tantiemen berechnet. Da anzunehmen ist, dass 2009 bedingt durch die im Jahre 2008 vorgenommenen (Sonder)Abschreibungen besser ausfällt, sprich Gewinnzone, fallen auch die Vergütungen höher aus. Ein Schelm der Böses denkt.

Mit einem Fragezeichen versehen ist die plötzlich weltweit auftretende Finanzkrise in Erscheinung getreten. Der Erfolg bzw. Mißerfolg eines Unternehmens wird erst mit der Jahresbilanz dokumentiert. Und wenn im September 2007 eine Bank im Rating hochgesetzt wird, kann sie nicht ein Jahr später einen auf Pleite machen.

Hinzu kommen die Mitarbeiter. Entweder wurde hier im kollektivem Tiefschlaf das monatliche Gehalt eingestrichen, oder es wurde kollektiv geschwiegen. Was angesichts von mehreren tausend Mitarbeitern bei einer Bank schwer vorstellbar ist. Wir dürfen nicht vergessen, dort arbeiten keine einfachen Hilfskräfte. So beschäftigt jede Bank zahlreiche Volkswirte, Betriebswirtschaftler, Doktoren und Professoren. Wo waren sie all die zurückliegenden Monate? Auch hier finden wir wenige journalistische Recherchen, dafür mehr Fragezeichen als Antworten.

Was ist mit den IT-Strukturen? Es wurden hohe Summen in IT und Software investiert. Schon hier hätte es seitens der Software Warnhinweise geben müssen auf bestehende Liquiditätsengpäße. Und zwar nicht erst im September 2008, sondern erheblich früher.

Warum diese Fragen erlaubt sein müssen? Weil sich die Banken bei uns Geld leihen wollen. Sie pumpen jene Volkswirtschaft an, mit der sie vorher gespielt haben. Aber sie fangen da an, wo sie im Oktober aufgehört haben. Bei Pump, Zockerei und Geldvernichtung.

Mein Vorschlag für die Sanierung der Banken, sofern sie denn überhaupt saniert werden müssen:
– Streichung aller Gehaltsvergütungen über den 12. Monat hinweg
– Vergütung der Vorstände im Rahmen eines Kleinunternehmers
– Verzicht der Gehaltszahlungen aller Mitarbeiter für drei Monate
– interne Kreditaufnahme bei beteiligten Unternehmen

Denn das sind die gleichen Forderungen einer Bank bei Kreditgesprächen mit dem Mittelstand.


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