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CeBIT 2009: Freier Eintritt in virtuelle Welten

Wer sich in komplexen virtuellen Welten frei bewegen wollte, brauchte bisher einen Computer mit sehr hoher Rechenleistung. Viele interaktive Anwendungen in virtuellen Räumen wurden daher nur in der Industrie breit eingesetzt, zum Beispiel beim Entwurf von neuen Autos oder Flugzeugen.

Informatiker der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) haben jetzt ein Verfahren entwickelt, bei dem komplexe dreidimensionale Szenen zentral auf vielen leistungsstarken Servern im Netz gespeichert werden. Der Nutzer verbindet sich über einen normalen Web-Browser mit dem Server und kann sich dann auch von einem ganz einfachen PC ohne leistungsstarke Graphikkarte interaktiv in der virtuellen Welt bewegen. Die neue Technologie wird das Team um Philipp Slusallek, Professor für Computergraphik der Universität des Saarlandes und Direktor am DFKI, auf der CeBIT 2009 vom 3. bis 8. März in Hannover am Forschungsstand des Saarlandes (Halle 9, Stand B 43) vorstellen.

Damit Internetnutzer auf diese Weise dreidimensionale Anwendungen besser interaktiv nutzen können, werden beim so genannten „Server-Based Rendering“ die einzelnen Bilder auf dem Server in Echtzeit berechnet und als Video-Datenstrom an den heimischen Rechner gesendet. Diese Videos erscheinen am Bildschirm wie Filme der Internet-Plattform YouTube, mit dem Unterschied, dass der Video-Strom von dem Server dynamisch und in Echtzeit erst erzeugt wird. Der Benutzer kann dann flexibel und interaktiv die 3D-Szene mit der Maus und anderen Eingabegeräten verändern. Dazu werden die Eingaben des Benutzers wiederum über das Internet an den Server zurück geschickt. So kann der Benutzer sich zum Beispiel frei durch eine 3D-Welt bewegen, Objekte in der Welt verschieben oder mit anderen virtuellen Besuchern kommunizieren. Er muss dazu weder neue Software installieren noch teure Graphikkarten oder schnellere Prozessoren kaufen, denn die aufwändigen Berechnungen finden vollständig auf den Servern im Netz statt.

Das „Server-Based Rendering“ kann auch genutzt werden, um Zugriff auf 3D-Szenen zu gewähren, ohne die Daten der 3D-Modelle selbst im Internet zu verteilen. Das spielt zum Beispiel eine Rolle, wenn die Daten dazu viel zu groß sind oder aus rechtlichen Gründen nicht aus der Hand gegeben werden können. Die neue Technologie ist ein wesentlicher Baustein des so genannten „Future 3D Internet“ und entwickelt sich im Moment zu einem der wichtigsten neuen Trends. So haben etwa die Unternehmen ATI und OTOY vor kurzem die erste hardware-spezifische Lösung speziell für Computerspiele angekündigt. Die Technologie der Universität kann im Gegensatz dazu sehr flexibel eingesetzt und für viele Anwendungsgebiete genutzt werden.

Die Grundlage für die neue Technik ist die „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“, eine Technologie, die in den vergangenen Jahren an der Universität des Saarlandes entwickelt wurde. NMM ermöglicht es, Multimedia-Anwendungen, im Netz verteilte Geräte und Rechenleistung synchronisiert und flexibel zu komplexen Anwendungen zu verbinden. Auch wird die Bild- und Tonqualität automatisch an die verfügbare Bandbreite von Netzwerken angepasst. Neben Windows XP und verschiedenen Linux-Systemen werden auch Windows Vista, Mac OS X sowie der Cell-Prozessor der Playstation 3 unterstützt. Für die schnelle Darstellung komplexer 3D-Szenen kann NMM die Darstellung auf viele verschiedene Rechner verteilen und die berechneten Teilbilder am Ende wieder zu einem Video-Strom zusammenfügen und ins Netzwerk oder auf einen Bildschirm streamen.

Die Möglichkeiten der serverbasierten Bilderzeugung auf Basis der ISReal-Software-Architektur werden vom 3. bis 8. März auf der CeBIT 2009 in Hannover am Forschungsstand des Saarlandes (Halle 9, Stand B 43) demonstriert. Am 3. März um 14.20 Uhr hält Prof. Philipp Slusallek im Rahmen des future talks (Halle 9, Stand A54) einen Vortrag zum Thema „Unsere Welt im Rechner: Simulierte Realität statt Second Life“.

Die neue Forschungsgruppe „Agenten und Simulierte Realität“ von Prof. Philipp Slusallek am DFKI entwickelt diese 3D-Internet-Technologie in Kooperation mit dem Exzellenzcluster der Universität und setzt sie in verschiedenen Industrie- und Forschungsprojekten ein. Die NMM-Software, die das Team von Prof. Philipp Slusallek am Lehrstuhl für Computergraphik der Universität des Saarlandes entwickelt hat, wird seit 2005 von der Firma Motama GmbH vermarktet. Durch die flexiblen Lizenzierungsmöglichkeiten ist die entwickelte Multimedia-Architektur sowohl in Open-Source- und Forschungsprojekten als auch kommerziellen Produkten einsetzbar.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
http://graphics.cs.uni-sb.de/

http://www.networkmultimedia.org/

http://www.motama.com/

Fragen beantworten Ihnen:

Prof. Dr. Philipp Slusallek
Forschungsgruppe „Agenten und Simulierte Realität“ am DFKI Lehrstuhl für Computergraphik, Universität des Saarlandes
Tel.: 0681/302-5377
Email: slusallek@dfki.de

Friederike Meyer zu Tittingdorf
Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes Tel. 0681/302-58099 Tel. 0511/8959-7075 (Standtelefon CeBIT)
Email: presse@cs.uni-sb.de

Reinhard Karger
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Tel. 0681/302-5253
Email: karger@dfki.de

Quellenangabe:
Presse- und Informationszentrum der Universität des Saarlandes Referat 7, Gebäude A2 3, Postfach 151150, 66041 Saarbrücken
Fon: 0681/302-2601
Fax: 0681/302-2609
E-Mail: presse@univw.uni-saarland.de
http://www.uni-saarland.de/de/medien


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